Nach einer längeren Pause, reaktiviere ich meinen Blog wieder. Denn es gibt Neuigkeiten. Seit kurzem lebe ich wieder in São Paulo. Und zwar diesmal nicht in irgendeinem Kaff, sondern mitten drin! Ich arbeite jetzt, wie diejenigen die mich kennen wissen, in einer bilateralen Deutsch-brasilianischen Einrichtung 😉 Montag war der erste Arbeitstag…
Aber fangen wir von vorne an (Achtung, der Artikel ist lang, wem das alles zu lang ist: weiter unten geht’s direkt um das Leben und die Arbeit hier). In den letzten Monaten meines Studiums habe ich intensiv überlegt, wie ich wieder nach Brasilien kommen und länger bleiben kann. Ich möchte gerne, besonders am Anfang meiner Karriere, noch mehr Auslandserfahrung sammeln und auch einfach das Leben in Brasilien erleben. Die bisherige Erfahrung hat ja gezeigt, dass es mir hier gefällt 😉 Außerdem ist Natalli ja auch hier und da sie jetzt neben der Arbeit noch eine Art Masterprogramm (läuft hier alles etwas anders) macht, ist sie auch die nächsten zwei Jahre hier gebunden….
Also machte ich mich auf die Suche. Irgendwann spuckte mir Google ein sehr interessantes Praktikumsangebot in besagter Einrichtung aus. Also hab ich mich spontan beworben und abgewartet. Irgendwann wurde ich angerufen (ich erinnere mich, das war als ich grad irgendwo auf nem Parkplatz stand :D) und man sagte mir ich könnte im September anfangen. Das kollidierte allerdings mit meiner Masterarbeit. Also verblieben wir dabei dass man sich im Herbst wieder melden würde wegen einer möglichen Stelle Anfang diesen Jahres…Man meldete sich nicht. Ich meldete mich aber, als ich „zufällig“ mal wieder nach São Paulo flog 😉 Dann gings auch ganz schnell. Man bot mir an die Abteilung direkt vor Ort kennenzulernen und nach einem kurzen Gespräch war die Sache auch schon geritzt J Eine tolle Reise durch Brasiliens Nordosten zusammen mit Natalli, eine Masterarbeit und noch eine weitere wunderschöne Reise durch Argentinien später war es dann soweit: Ich trug den Meistertitel meiner geliebten Uni, schrieb mich gleichzeitig noch in ein anderes Fach ein und bekam das nötige Visum. Die Visumsbeantragung verlief wider Erwarten problemlos und recht schnell (wenn man denn bloß die zig Dokumente die alle doppelt und dreifach bestempelt und beglaubigt sein müssen beisammen hat). Bei der Ausstellung teilte man mir zwar noch mit, dass ich eigentlich kein Visum gekommen hätte (Schock!) weil eins der Dokumente, das mir mein Arbeitgeber zugeschickt hat (nein, ich habe DIESES sogar persönlich bei der letzten Reise abgeholt :D) nicht den Richtlinien entsprach. Aber man drückte nochmal ein Auge zu, mit der Androhung dass das beim nächsten Praktikanten nicht mehr gemacht würde und schon hatte ich das begehrte Visum 😀 Ich habs natürlich auch an den Betreuer weitergeleitet, der das mit „oh ja, das haben wir schon gehört, in Berlin hat jemand anders deswegen kein Visum bekommen“ beantwortet…
Es folgte noch eine sehr sehr sehr schöne Abschiedsparty, denn die gemeinsame Studienzeit mit all den lieb gewonnen Freunden ging damit leider auch zu Ende. Ich möchte mich hier nochmal ganz offiziell bei allen für das tolle Abschiedsgeschenk bedanken! Eure Anekdoten in dem Buch sind alle echt klasse und eine super Erinnerung! Was wir alles erlebt haben, Mann Mann Mann 😀
Also verabschiedet, Wohnung ausgeräumt, Sachen auf wenigen qm eingelagert und ab in den Flieger. Damit auch kein Cent des etwas erhöhten Ticketpreises (auf Grund kurzfristiger Buchung und weit entferntem Rückflugdatum) vergeudet sein sollte, tüftelte ich die Beladung meiner zwei Gepäckstücke genauestens aus, sodass ich mit exakt 2×23,00 kg flog (+ Handgepäck versteht sich). Da ich auf der Arbeit Anzug tragen muss, ging aber allein dafür schon einiges an Platz drauf.
Und da war ich auch schon. Doch schon stand die nächste Frage um Raum: wo soll ich jetzt eigentlich wohnen? Vorrübergehend konnte ich bei Natallis Familie unterkommen, dauerhaft wollte ich da aber nicht bleiben. Also ab auf Wohnungssuche. Zugegeben Natalli hat mir im Vorhinein schon damit geholfen. Im Endeffekt regelte ich das aber dann recht flott persönlich. Ich hatte dann sogar die Wahl (bzw. richtiges Glück dass noch meine jetzige Wohnung frei wurde): Entweder Miniwohnung (ich nenns mal Wohnschlauch ^^ aber sehr nett eingerichtet!) an einer der lautesten Hauptstraßen mit Panoramablick auf eben jene Straße und natürlich entsprechender akustischer Untermalung 😀 Dafür aber direkt über der richtige U-Bahnstation um zur Arbeit zu kommen
Ooooder eben eine viel größere Wohnung, auch gut gelegen aber ein paar Meter weiter von der Metro entfernt. Und in einem rosa Hochhaus 😛 Es gab sogar noch eine dritte Wohnung zur Wahl (alle übrigens möbliert), aber die war mir zu dunkel (nur ein Raum mit Fenster).
Nach kurzer Überlegung fiel die weise Entscheidung für die Wohnung in der 15 (?) stöckigen Ponderosa Ranch 😉
Ein paar Fotos von der Wohnung:
Das schöne ist: alle Zimmer haben ein Fenster, d.h. es kommt viel Licht in die Wohnung!
Was noch fehlt ist eine Waschmaschine, so lange heißt es von Hand schrubben. Puuuh, ich glaube in unserer Generation hat das noch keiner ernsthaft gemacht!? Ich sag nur RÜCKEN! Deswegen wird jetzt noch ne Waschmaschine besorgt. Die kommt dann neben den Herd. Denn im Bad, würde man beim boilern mit dem Knie in der Waschmaschine hängen…suboptimal vom Platz her für einen Durchschnittseuropäer.
Adresse gibt’s auf Anfrage. Das „Sofa“ im Wohnzimmer (mit selbst gebasteltem „Coffee-Bezug“ :D) ist eigentlich ein Bett. Also für Gäste steht schonmal ein Bett bereit 😉
Das Leben hier mitten in dieser Großstadt beeindruckt mich seit dem ersten Tag in meiner neuen Wohnung und bisher jeden Tag immer wieder. São Paulo gehört zu den Städten die scheinbar niemals schlafen. Direkt in der Nähe ist die Avenida Paulista, São Paulos Pulsschlagader und auch ein 24h Supermarkt. Die Zeit des vorausschauenden planens ist jedenfalls passé 😉 Es sei denn ich habs satt, ständig in der Schlange an der Kasse zu stehen ^^.
Ich finds auch einfach toll jeden Tag diese Massen an bunt gemischten Leuten zu sehen, die Wolkenkratzer zu bewundern (sie sind zwar kleiner als in New York, aber in ihrer Masse alle Male größer als das was ich so aus Deutschland kenne), in die U-Bahn einzusteigen, nach wenigen Stationen wieder z.B. im historischen Zentrum, wo es nochmal komplett anders ist, auszusteigen, mir das Gewusel dort anzugucken und daran teilzuhaben…Oder ich gehe die Straße in die andere Richtung runter und nach 2 km stehe ich im Ibirapuera Park (sowas wie der Central Park São Paulos, siehe Fotos aus São Paulo) mit einer leckeren Kokosnuss in der Hand 😀 (verdammte Inflation, alle halbe Jahre steigt der Preis um 50 centavos! Mittlerweile steht so ne Nuss schon bei 5 Real, früher warens mal 2,50-3…)
Oder ich stöber in einer der zahlreichen Büchereien in der Gegend (besonders interessant finde ich die Second-Hand-Bücher Läden). Kinos, Theater, Museen…alles in großer Anzahl in der Nähe zu finden J Und trotz alledem ist in meiner Gegend überall viel Grün zu sehen.
Jetzt muss ich nur noch einen Weg finden jede Menge Geld zu verdienen ohne allzu viel Lebenszeit dagegen zu verkaufen ^^ Denn São Paulo IST teuer! Für uns Europäer wegen des Wechselkurses im Schnitt schon noch günstiger als z.B. Paris oder London, aber gemessen an den Gehältern auf jeden Fall auf einem Level mit diesen Städten. Und selbst wenn man eine Euro-Quelle hat, es gibt hier auch genug Bars, Restaurants etc. die auch trotz Wechselkurs in der Tasche weh tun…zum Glück gibt’s aber genug Optionen in São Paulo. Auch preislich 😉
Kommen wir zum Ernst des Lebens: die Arbeit. Na gut, in meinem Fall ist es erstmal der halbe Ernst des Lebens, da Praktikum 😉 Aber der Anzug macht die andere Hälfte eigentlich doch wieder wett ;D
Ja die Aaaaarbeeeeittt…die fing schonmal gut an. Mein erster Arbeitstag endete um 21:45 nach dem vierten „letzten Bier“ und ständigem „Heyyy Christoph, BVB BVB BVB“ mit noch ein paar weiteren Praktikanten und einigen brasilianischen Voll-Mitarbeitern 😀 Jaaaa, ich bin schon Lieblingspraktikant eines Mitarbeiters, da ich sowohl auf das richtige Team aus São Paulo (Palmeiras, allein schon Nattallis Familie bedingt) als auch auf den BVB setze 😉
Stimmung top, Leute sehr nett, lockere Atmosphäre (dem Dresscode zum Trotz). „Happy Hour“ nach der Arbeit gehört jedenfalls zu den besseren Erfindungen in diesem Land!
Aber auch vom Arbeitsinhalt- und dem Arbeitsklima gefällt es mir soweit gut! Ich bin gespannt wie es weitergeht. Morgen ist ja erstmal wieder letzter Arbeitstag der Woche, denn der Osterfeiertag ist hier Karfreitag und nicht Ostermontag. Und weil es ein langes Wochenende ist, geht’s direkt auf Reise mit den Courchsurfing Leuten: ab nach Paraty! (da war ich zwar schonmal mit Matthias, aber gerne immer wieder ;-)) Komplettorganisation wieder durch dieselbe Person wie der Tour in den „Nationalpark“ damals…Ich freu mich drauf!!
Damit melde ich mich ab und wünsche Euch allen schöne Ostern und freue mich auf Kommentare oder Nachrichten von euch 🙂
Tschöööööhööööö, tchau tchau, até logo!
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